Jeder zweite Entscheider erwartet starkes Wachstum bei Automatisierung –
sechs von zehn Unternehmen treiben Prozessautomatisierung voran.
Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland sieht in der
eigenen Unternehmensorganisation erhebliche Effizienzdefizite. Jedes
zweite setzt auf mehr Automatisierung und bessere Produktqualität, um
diese Lücken zu schließen. Sechs von zehn Unternehmen treiben
Digitalisierungsprojekte mit den größten Quick-Win-Aussichten sowie die
Automatisierung von Prozessen voran. Das sind die Ergebnisse der Studie
„Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria und dem
F.A.Z.-Institut. 323 Entscheider sowie Führungskräfte und Spezialisten
aus verschiedenen Branchen wurden befragt.
Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit durch mehr Effizienz ist
ein Dauerthema für Unternehmen – durch die weltweite Corona-Pandemie
verstärkt sich der Druck. Die ökonomischen Auswirkungen sind enorm.
Effizienzgewinne in Form von Einsparungen und Optimierungen entlang der
Wertschöpfungskette werden in dieser Situation für viele Unternehmen
noch wichtiger, um die Auswirkungen der Krise zu meistern.
Schon vor der weltweiten Pandemie mit ihren drastischen Folgen hatte
sich die Konjunktur deutlich abgekühlt. Akute Handelskonflikte sowie
politische Krisenherde haben Aktienmärkte in Unruhe gebracht und
Absatzchancen geschmälert. Die zu Jahresbeginn von Instituten und der
Bundesregierung gestellte Prognose zur Wiederbelebung der Konjunktur
wurde revidiert. Dafür sorgen neben den aktuellen Entwicklungen die
deutlich gestiegenen Arbeitskosten im abgelaufenen Jahr.
In Zeiten von Corona fahren Entscheider zwar zunächst überwiegend auf
Sicht. Frühzeitige Investitionen dürften jedoch bei der Bewältigung der
Lage helfen und die operative Effizienz perspektivisch noch wichtiger
werden. „Zahlreiche Unternehmen haben ihre digitalen
Investitionsschwerpunkte strategisch klug gesetzt“, sagt Urs M. Krämer,
CEO von Sopra Steria. „Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren
unter anderem große Summen in Digitalisierung und den Umbau ihrer
Geschäftsmodelle investiert. Das kann sich in der Corona-Pandemie
positiv auswirken, denn sie beschleunigt jetzt die digitale
Transformation. In der folgenden Normalisierungsphase ist zu erwarten,
dass sich sichtbare Verbesserungen in Form von neuem Geschäft,
schnelleren Abläufen, geringeren Kosten oder vereinfachtem Arbeiten
einstellen.“
Effizienzprogramme: Unternehmen fahren mehrgleisig
Für 41 Prozent der Unternehmen war bereits vor den Auswirkungen der
Corona-Pandemie eine höhere Umsatzrendite im eigenen Unternehmen ein
Ziel mit hoher Priorität, so die Studie. Das Personal soll
beispielsweise weniger Arbeitszeit mit nicht wertschöpfenden Aufgaben
verbringen. 22 Prozent der Unternehmen wollen die sogenannte
Accountability steigern. Jeder zweite befragte Entscheider erwartet
einen Automatisierungsboom, auch weil das Potenzial neuer Technologien
derzeit nicht ausgeschöpft wird. Sechs von zehn Unternehmen treiben
Digitalisierungsprojekte mit den größten Quick-Win-Aussichten sowie die
Automatisierung von Prozessen voran.
71 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Zuge ineffiziente Abläufe
durch neue ablösen. Jedes zweite geht hierzu methodisch auf
Spurensuche, um Effizienzbremser zu beseitigen. „Viele Geschäftsprozesse
laufen heute IT-unterstützt ab. Durch Datenspuren ist es viel leichter
zu ergründen, wie sich ein Prozess beschleunigen oder der Aufwand
reduzieren lässt“, sagt Jens Rohde, Experte für digitales
Prozessmanagement von Sopra Steria Next. „Wer Arbeitsabläufe frühzeitig
digitalisiert und automatisiert hat, verschafft sich bei ad hoc
erforderlichen Maßnahmen zur Reorganisation von Prozessen aufgrund der
Pandemie mehr Möglichkeiten. Sie können per Fernzugriff oder
teilautomatisiert weiterlaufen. Auch die Priorisierung von Ressourcen
geht bei transparenten Prozessen deutlich leichter von der Hand.“
Digitalisierung und Prozessverbesserungen sind allerdings nur zwei in
einer ganzen Reihe von Maßnahmen: Mehr als jedes zweite Unternehmen
stellt die Produkt- und Leistungspalette auf den Prüfstand. Ziele sind
eine Vereinheitlichung und ein verstärkt modularer Aufbau. Spartensilos
sollen aufgebrochen werden. Outsourcing verliert für bestimmte Aufgaben
etwas an Bedeutung. Nearshore- und Offshore-Dienstleister bleiben aber
wichtig, wenn sich Alternativen wie Robotic Process Automation (RPA)
nicht eignen, beispielsweise beim Auslagern komplexer Prozesse und
ganzer Geschäftsbereiche, die nicht Kerngeschäft sind.
„Faktor Mensch“ ist entscheidend
Abseits der klassischen Rationalisierungsprogramme und losgelöst von
Corona investieren vor allem verarbeitende Industrie sowie öffentliche
Verwaltung und Energieversorger bewusst auch in die Gesundheit ihrer
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund jeder dritte Entscheider möchte
im normalen Unternehmensalltag den Krankenstand senken. Dieser hatte
2018 mit durchschnittlich 18,5 Fehltagen pro Arbeitnehmer einen neuen
Höchststand erreicht, ergab der Gesundheitsreport der
Betriebskrankenkassen im Dezember. Um Fehltage zu reduzieren,
investieren branchenübergreifend 38 Prozent der Unternehmen und
Verwaltungen in das betriebliche Gesundheitsmanagement, bei Behörden und
Versorgern sind es 58 Prozent. Dazu gehören beispielsweise Angebote zur
Prävention typischer Erkrankungen, aber auch die Entwicklung
professioneller Abläufe im Falle von Krisen.
Für zwei von drei Entscheidern ist zudem Wertschätzung ein zentraler
Hebel, damit das eigene Unternehmen insgesamt effizienter arbeitet. 40
Prozent wollen die Mitarbeiterzufriedenheit steigern. Sie bauen
beispielsweise Hierarchien ab, Teams sollen eigenverantwortlicher und
damit schneller handeln können. Zudem sollen Abteilungsgrenzen
überwunden werden.
„Akzeptanz ist ein entscheidender Faktor für mehr Effizienz. Wenn
Unternehmen Abläufe und Teile des Geschäfts automatisieren wollen,
müssen sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erklären, dass sie
auch in Zukunft gebraucht werden, und sie für diese neuen Aufgaben
qualifizieren“, sagt Sopra-Steria-CEO Urs M. Krämer. Die Unternehmen
haben an dieser Stelle noch viel Arbeit vor sich: Nur 17 Prozent der
befragten Entscheider sehen derzeit, dass ihre Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter Automatisierung als Entlastung von Routinearbeit wahrnehmen
statt als Jobkiller, so die Studie.
Über die Studie
Die Studie „Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria
und dem F.A.Z.-Institut gibt die Ergebnisse einer Befragung unter 323
Entscheidern und Führungskräften aus den Branchen
Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung
und Versorgung sowie Telekommunikation und Medien wieder. Im Januar und
Februar 2020 wurde danach gefragt, wie die Unternehmen und die
öffentliche Verwaltung effizienter werden wollen.
Potenzialanalyse herunterladen
Managementkompass bestellen
Zur Infografik