Fintechs umgarnen Firmenkunden der Banken

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Online-Kreditanbieter dringen in eine der letzten Domänen der Banken vor: das Geschäft mit Firmenkunden. Mehr als jeder vierte Bankentscheider (28 Prozent) sieht in den so genannten Lending- und Kreditplattformen eine ernsthafte Bedrohung für das Geschäft des eigenen Instituts. Die Banken reagieren darauf, indem sie verstärkt in eigene digitale Plattformen mit mehr Service für Unternehmen investieren. Das sind die Ergebnisse des Branchenkompass Banking 2017 von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.

Der Online-Kreditmarkt wächst, und es gibt inzwischen eine Vielzahl an Pattformen – vor allem im Privatkundensegment. Sie sind teilweise spendenfinanziert, teilweise gegenleistungsfinanziert, es werden aber auch Kreditanfragen an Partnerbanken vermittelt. Viele Anbieter basieren auf Schwarmfinanzierung, zu den Bekanntesten zählen Auxmoney, Smava und Lendico. Aus dem Firmenkundengeschäft haben sich die Betreiber der Plattformen lange herausgehalten. „Unternehmen vertrauten aus Gewohnheit eher den klassischen Banken. Bei den Instituten wissen sie durch eine langjährige Geschäftsbeziehung, dass Zahlungen wie vereinbart erfolgen. Umgekehrt vertrauen Geldgeber bei einer Bank eher darauf, dass die Rückzahlungen und Zinsen pünktlich auf dem Konto eingehen“, sagt Matthias Frerichs, Senior Manager Digital Banking bei Sopra Steria. 

Wechselbereitschaft steigt

Der Vertrauensvorschuss schmilzt nun sukzessive: Unternehmen lernen verstärkt auch digitale Vorzüge bei der Abwicklung von Finanzierungen zu schätzen. Mehrere Lending-Plattformen greifen diese Wünsche auf und dringen in das sogenannte B2B-Geschäft und damit in eine Domäne der Banken ein. Bei­spielsweise plant Firstwire, großvolumige Kredite für Kommunen und Unternehmen überregional zu vermitteln. Der Vorteil der Kreditnehmer liegt nach Angaben des Fintechs darin, dass sie auf der Plattform mit den Investoren in direkte Verhandlun­gen treten können und somit Informationen trans­parent werden, die sonst nur den vermittelnden Banken vorliegen. Kreditgeber sollen profitieren, weil sie Kreditrisiken über Branchen und Regionen besser streuen könnten. Klumpenrisiken durch eine Anlage über eine Regionalbank oder -sparkasse würden reduziert.

Ein weiteres B2B-Finanzvermittlungsportal ist Compeon. Der Anbieter ist in der Mittelstandsfinanzierung engagiert und drängt sich als digitaler Vermittler zwischen Firmenkunden und Institute. Unternehmen mit Finanzierungsbedarf können diesen auf dem Portal ausschreiben, und die ange­schlossenen Banken geben bei Interesse ein Ange­bot ab. Dabei wagt sich die Plattform auch an komplexere Produkte: Neben Krediten, Darlehen und Leasing werden Factoring und alternative Finanzierungen wie Mezzaninekapital, Einkaufs- und Projektfinan­zierungen und Private Debt vermittelt.

So reagieren die etablierten Institute

Die auf Unternehmen spezialisierten Banken und Sparkassen merken, dass ihr Geschäft nicht mehr geschützt ist. 55 Prozent stufen die Angebote der Fintechs als ein Risiko ein. Im Durchschnitt aller befragten Entscheider nehmen 42 Prozent die Fintech-Konkurrenz als kritisch wahr. „Retailbanken mit vielen Privatkunden sind inzwischen entspannter im Umgang mit Fintechs – auch weil sie mittlerweile mit Startups zusammenarbeiten“, so Frerichs.

Die Banken und Sparkassen, bislang erster Ansprechpartner für Firmenkunden, müssen sich erst auf den härteren Wettbewerb einstellen. Rund die Hälfte der Institutsentscheider verfolgt die Strategie, sich in den nächsten drei Jahren auf den weiteren Ausbau der eigenen digitalen Plattformen zu konzentrieren. 18 Prozent verfolgen die Sowohl-als-auch-Strategie, indem sie als Produktgeber parallel zum eigenen Portal Geschäft in die Plattformen integrieren. „Das Firmenkundengeschäft der etablierten Institute sollte deutlich digitaler werden. Auch Unternehmer sind Fans schneller und einfacher Kommunikation mit dem Firmenkundenberater über Video Chat, und sie nutzen gerne Apps als Dashboard für den schnellen Überblick über die finanzielle Situation. Zudem sollten Banken ihre starke Trennung in Gebiete lockern und Angebote stärker überregional ausrichten“, sagt Bankenexperte Matthias Frerichs von Sopra Steria.   

Über den Branchenkompass Banking 2017:

Die Ergebnisse der Studie Branchenkompass Banking 2017 wurden in zwei Schritten erhoben. Sopra Steria und das F.A.Z.-Institut haben erstmals Banken-Führungskräfte in einem Think Tank zusammengebracht und mit ihnen über die Themen diskutiert, die die Branche bewegen. Regulatorik, Operations Management und Digitalisierung standen im Fokus. Im Mai 2017 wurden darüber hinaus 103 Führungskräfte aus Banken und Kreditinstituten zu den Branchentrends, Herausforderungen und Strategien befragt. Die Online-Befragung wurde unter Entscheidern von Banken mit Bilanzsummen über 500 Millionen Euro durchgeführt.

ZUM BRANCHENKOMPASS "Banking 2017"

BLOGBEITRÄGE VON MATTHIAS FRERICHS

BLOGBEITRAG ZUR DIGITALISIERUNG VON FIRMENKUNDEN

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