„Die digitale Verwaltung zahlt auf die gesamte digitale Transformation in einer Stadt ein“

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Nachgefragt bei Volker Flohr, Client Unit Partner Public Sector, zur digitalen Verwaltung in Smart Cities.

Volker, gemeinsam mit dem Prognos-Institut habt ihr untersucht, wie Deutschlands Smart Cities digitale Lösungen entwickeln und umsetzen. Welche Rolle spielen digitale öffentliche Verwaltungen dabei?

Die digitale Verwaltung ist das Herz einer Smart City. Sie ist beispielsweise die Voraussetzung für digitale Beteiligungsmöglichkeiten und die Bereitstellung von Daten, von denen letztlich alle in einer Stadt profitieren. München ist ein Beispiel, das wir uns in der Studie genauer angeschaut haben. Die Stadt arbeitet am Aufbau eines digitalen Zwillings. Im Zentrum steht ein Geodatenportal, das die Metropole fortlaufend erweitert und dabei unterschiedliche Daten zusammenbringt – Gebäudedaten, perspektivisch auch IoT-Sensordaten wie z. B. Messdaten zur Luftreinheit. Die Stadt selbst kann auf diese Weise wichtige Zusammenhänge erkennen, diese visualisieren oder für eine Simulation nutzen. Das kommt der öffentlichen Verwaltung zugute, ebenso den Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen und privaten Organisationen. Mithilfe der Daten werden unter anderem innovative Mobilitäts-, Umweltschutz- und Energielösungen entwickelt. Die digitale Verwaltung fördert so Innovationen, die auf Smart-City-Konzepte insgesamt einzahlen.

Der Digitalverband Bitkom sah zuletzt den Föderalismus als eine Bremse für die Digitalisierung. Ähnliches lässt sich regelmäßig in Zeitungen lesen. Deckt sich das mit den Ergebnissen der Studie?

Auf den Föderalismus zu schimpfen, ist an dieser Stelle zu einfach. Die Ergebnisse zeigen ein sehr viel differenzierteres Bild. Wir definieren die Digitalisierung der Verwaltung in unserer Studie anhand von fünf Dimensionen – und in jeder dieser Dimensionen, zu denen unter anderem online abrufbare Leistungen oder das Data-Driven Government gehören, finden sich in Deutschland heute bereits Vorzeigeprojekte von einer ganzen Reihe von Städten und Regionen. Alle entwickeln Smart-City-Strategien für ihre ganz individuelle Lage. Das ist ein Vorteil, weil so eine Vielfalt an Ideen entsteht, von denen andere Städte und Regionen lernen können.

 

Digitalisierung Verwaltung

 

Diese Ansätze gilt es nun in die Fläche zu bringen. Wichtige Treiber sind das Onlinezugangsgesetz und die Etablierung des „Einer für Alle“-Prinzips (EfA). Der Grundgedanke hinter EfA ist also, dass Länder und Kommunen nicht jedes digitale Verwaltungsangebot eigenständig neu entwickeln, sondern sich abstimmen und die Arbeit aufteilen. Einmal entwickelte Lösungen sollen von anderen Behörden nachgenutzt werden können. Das hat zwei positive Aspekte: Zum einen lassen sich auf diese Weise die Entwicklungskosten drastisch reduzieren, zum anderen tauschen sich Behörden stärker miteinander aus und treiben die Vernetzung untereinander voran – was wiederum für die bundesweite Digitalisierung von Vorteil ist.

Woran scheitern öffentliche Verwaltungen beim Aufsetzen digitaler Lösungen?

Die öffentlichen Verwaltungen stehen sich mitunter selbst im Wege, beispielsweise wenn sie eine 100-Prozent-Lösung für die Digitalisierung anstreben. Die wird es jedoch in den seltensten Fällen geben. Die Städte und Regionen, die bei der digitalen Transformation besonders erfolgreich sind, setzen daher auf eine iterative Vorgehensweise – sie entwickeln sich also Schritt für Schritt weiter.

Ein anderer Fehler, den wir bei Städten und Gemeinden öfter gesehen haben, besteht darin, die Digitalisierung als reines Technologie-Thema aufzufassen und die organisatorischen Komponenten zu verkennen. Um hier ein Beispiel zu geben: Bietet eine Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, Anwohnerparkausweise digital zu beantragen, sollte dieser Prozess intern in der Verwaltung digital verarbeitet und möglichst automatisiert werden. Dazu sind häufig auch Veränderungen bei den Schnittstellen und eine angepasste Kommunikation zwischen verschiedenen Behörden nötig. Nur so führt die Digitalisierung dieses Prozesses zu mehr Service für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie zu einer messbaren Entlastung der Verwaltung, die angesichts des demografischen Wandels dringend geboten ist.

Es braucht also auch einen organisatorischen und kulturellen Wandel?

In Zukunft werden die Bürgerinnen und Bürger die meisten Verwaltungsdienstleistungen online als Selfservice abrufen wollen. Der Personalbedarf im Frontoffice schwindet daher, während jener im Backoffice steigt – zumindest solang der Prozess im Backoffice nicht auch digitalisiert wird. Das ist ein Wandel, der begleitet werden muss – durch interne Fort- und Weiterbildung der Beschäftigten, durch Human-Friendly Automation, durch den Aufbau von digitalem Know-how in den verschiedenen Abteilungen und auch durch eine gezielte Ansprache von digitalaffinen Fachkräften. Natürlich konkurrieren die Verwaltungen dabei auch mit der Privatwirtschaft, die ebenfalls händeringend auf der Suche nach qualifizierten Beschäftigten ist. Richtig ist jedoch auch, dass der Staat als Arbeitgeber an Beliebtheit zugelegt hat. Das gilt es jetzt in der Positionierung als Smart City zu nutzen.

Das Whitepaper zum Download so wie alle weiteren Informationen zur Studie finden Sie HIER.

 

Volker-Flohr

 

Volker Flohr ist Client Unit Partner Public Sector bei Sopra Steria. 

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