Airbus führt SAP Extended Warehouse Management ein

Airbus auf dem Weg zur Logistik der Zukunft
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Die Anforderungen an eine zukunftsfähige Lagerlogistik sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Logistikprozesse werden im Zuge der Digitalisierung immer tiefer in die betrieblichen Kernprozesse wie Produktion, Vertrieb und Instandhaltung integriert. Gleichzeitig treiben technische Innovationen die Automatisierung physischer Abläufe, die Vernetzung von Hardware-Komponenten sowie die Nutzung mobiler Geräte voran.

Sopra Steria hat Airbus Defence & Space dabei unterstützt, ein SAP Extended Warehouse Management (EWM) in sein neues Logistikzentrum „Military Air Spares Center“ (MASC) zu integrieren, und individuelle Erweiterungen sowie die Konfiguration vorgenommen, um den Herausforderungen gerecht zu werden. Mit dem SAP EWM-System passt das Luft- und Raumfahrtunternehmen seine Lagerlogistik am Standort Manching an den neuesten Stand der Technik an und ist gleichzeitig flexibel auf künftige technische Neuerungen vorbereitet.

Sopra Steria arbeitet seit 2012 als internationaler strategischer Partner in der IT-Beratung und Anwendungsbetreuung mit Airbus Defence & Space zusammen. Als Systembetreuer des bestehenden SAP-Systems am  Standort Manching verfügen wir über die nötige Expertise und Vorkenntnisse, um das neue Logistikzentrum optimal in die bestehenden Strukturen und Prozesse zu integrieren. 

Erfahren Sie mehr über die von Sopra Steria erbrachten Leistungen innerhalb des Projekts.

Die Fakten

  • Mehr als 5.000 Airbus-Mitarbeiter am Standort Manching für die Produktion und Endmontage des Eurofighters sowie für Wartungsaktivitäten (MRO) für sechs verschiedene Flugzeugprogramme
  • Mehr als 25.000 Quadratmeter und zirka 160 Mitarbeiter im neuen Logistikzentrum
  • 50 Projektmitarbeiter für die EWM Einführung, davon 15 Berater, Entwickler, IT-Architekten und Projektmanager von Sopra Steria
  • 20 Monate Projektlaufzeit; die EWM Einführung wurde mit einem agilen Ansatz durchgeführt und in mehrere Sprints mit eigenen umfangreichen Testphasen aufgeteilt

Die Herausforderung

Ein schnelles Wachstum der Personalstärke und Materialmengen stellt den Standort Manching zunehmend vor Herausforderungen. Der Materialdurchsatz brachte die bestehenden, dezentral über den Standort verteilten  Lagerhallen zunehmend an ihre Kapazitätsgrenze. Ein verteiltes Lagerkonzept behindert zudem die Implementierung und Harmonisierung optimierter Logistikprozesse sowie den Einsatz technischer Innovationen, beispielsweise automatisierter Lager und autonomer Transportsysteme (AGVs).

Daraus entstand die Notwendigkeit, die standortweite Lagerverwaltung weitgehend in einem neuen, zentralen  Logistikzentrum zusammenzufassen.

Die Herausforderung an die Projektverantwortlichen bestand darin, die Effizienzvorteile eines zentralen Lagers optimal in die Kernprozesse zu integrieren, ohne dabei negative Seiteneffekte zu verursachen.

Eine zusätzliche Herausforderung, für die es eine Lösung zu finden galt, war die Anzahl der Projekt-Stakeholder.  Tausende Anwender aus verschiedenen Bereichen nutzen täglich die etablierte SAP ERP Systemlandschaft  am Standort Manching. Neuerungen müssen somit sorgfältig mit den betroffenen Fachbereichen und der Airbus-internen IT abgestimmt und an die unterschiedlichen Anforderungen angepasst werden.

Die Lösung

Um diese Herausforderungen zu meistern, sollten die Hardware des neuen Lagers, darunter ein automatisiertes Kleinteilelager (AKL), eine automatisierte Fördertechnik, 40 Arbeitsplätze mit Pick-by-Light-Technik sowie  mehrere autonome Transportsysteme (AGVs), direkt an die Systemlandschaft angebunden werden, um eine enge Integration mit den Kernprozessen des Lagers zu ermöglichen.

Gemeinsam mit Sopra Steria hat Airbus Defence & Space entschieden, ein dezentrales, technisch vom aktiven  SAP System unabhängiges Lagerverwaltungssystem (LVS) aufzubauen, anstatt das neue LVS direkt in das aktive  System zu integrieren. So konnten wir den großen Anforderungen an die Skalierbarkeit und Flexibilität gerecht  werden. Bei der Lösungsauswahl fiel die Entscheidung auf SAP Extended Warehouse Management (EWM), das  gleichzeitig die strategische Lagerverwaltungslösung von SAP darstellt.

Zusätzlich zum standardmäßigen Funktionsumfang von SAP EWM entwickelte das Sopra Steria Projektteam zahlreiche individuelle Erweiterungen. Die abgebildeten Prozesse erfüllen damit die Kundenanforderungen  optimal. Besonders hervorzuheben sind folgende Entwicklungen:

  • Grafische Monitore für Dekonsolidierung, Wareneingangsbuchung, Kommissionierung und Produktionsversorgung, optimiert für Touch-Bedienung
  • Individuelle mobile Handheld-Applikationen für die Sendungsnummern-Erfassung bei der Warenannahme, die wegeoptimierte Ein-/Auslagerung und die FTS-Beauftragung, basierend auf dem SAP RF-Framework
  • Vollständige Integration des EWM-Systems mit dem werkseigenen Shuttle-System zur Produktionsbelieferung; die historisch gewachsenen Logiken der Lieferungspriorisierung mussten somit nicht geändert werden
  • Vollständige Integration des Gefahrstoffmanagements und der kundeneigenen Stichprobeninventur in das SAP EWM-System, um den besonderen regulatorischen Anforderungen an die Lagerhaltung im militärischen Umfeld gerecht zu werden

Die Migration von Bestandsdaten und betriebswirtschaftlichen Belegen (Bestellungen, Aufträge, Lieferungen) erfolgte zum Teil über SAP-Standard-Werkzeuge wie das Migrations-Cockpit, zum anderen über eigens  entwickelte Migrations- Programme. Mit diesem Ansatz konnten besondere Gegebenheiten berücksichtigt werden, wie z. B. die Unterscheidung des unzugänglichen AKL von zugänglichen Bereichen (z. B. Verschieberegal) bei der Bestands-Migration oder kundeneigene Felder innerhalb der Belege.

Um Customizing-Einstellungen und -Entwicklungen innerhalb der mehrstufigen Systemlandschaft (Entwicklungssystem, Qualitätssicherungssystem, Produktivsystem) zu verschieben, kam eine von Sopra Steria verwaltete Instanz des SAP Solution Managers zum Einsatz. Mithilfe dieses Tools war es ebenfalls möglich, notwendige EWM-Schnittstellen des bestehenden Systems auf einer Systemkopie zu testen und diese Kopie nach erfolgreichem Test zurück in das bestehende SAP-Entwicklungssystem zu transportieren (Retrofit).

Die Zusammenarbeit

Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der EWM-Einführung bei Airbus Defence & Space war der kontinuierliche Informationsaustausch zwischen allen Projektparteien. Mithilfe des von Sopra Steria verwalteten SAP Solution Managers hatten alle Stakeholder (u. a. Projektleitung SAP, MFS, Key User) die Möglichkeit, Testergebnisse,  Verbesserungsvorschläge oder Störungsmeldungen zentral zu erfassen, damit diese kanalisiert und priorisiert bearbeitet werden konnten.

Zu sämtlichen durch die EWM-Einführung beeinflussten Kernprozessen wurden Workshops mit Key Usern durchgeführt. Ziel war, die Vorteile des EWM-Systems optimal einzusetzen, ohne dabei einen zu großen Aufwand für  Prozessumstellungen zu verursachen. Ein besonderes Augenmerk lag auf EWM-Funktionen, die im Warehouse-Management(WM)-Modul des SAP ERP-Systems nicht vorhanden sind. Dazu zählen beispielsweise das RF-Framework, die Materialflusssteuerung (MFS), die Lagerungssteuerung und das erweiterte Monitoring. Das Team von Sopra Steria steuerte bei der Durchführung der Workshops und der Definition der Zielprozesse sein tiefes Prozesswissen bei. Die bereits bestehende Zusammenarbeit mit Airbus Defence & Space machte sich bezahlt.

Die Projektlaufzeit wurde in drei separate Sprints aufgeteilt, die jeweils einem übergeordneten Themenkomplex  gewidmet waren: Wareneingangsprozesse, Warenausgangsprozesse, interne Prozesse. In jedem Sprint wurde  der aus den agilen Projektmanagementmethoden bekannte Zyklus aus Sprint-Planung, Sprint-Ausführung, Sprint-Review/-Testphase und Sprint-Retrospektive durchlaufen. Im Anschluss an die drei Sprints folgte eine umfangreiche Testphase mit User-Acceptance-, Integrations- und abschließenden Non-Regression-Tests unter Beteiligung aller Stakeholder.

Das Ergebnis

Seit dem Go-live des neuen SAP EWM-Systems im März 2021 verzeichnet Airbus Defence & Space keine geschäftskritischen Störfälle. Die Migration der Bestandsdaten vom zentralen System SAP WM in das dezentrale  System SAP EWM ist weitgehend abgeschlossen. Die Produktionsversorgung erfolgt nahezu vollständig aus dem neuen Logistikzentrum heraus. Freiwerdende Lagerflächen bieten dem Management des Standorts Manching zusätzlichen Planungsspielraum.

Die technischen Weiterentwicklungen wie das automatische Kleinteilelager (AKL), die automatisierte Fördertechnik  sowie fahrerlose Transportsysteme (FTS) sparen im Vergleich zu früheren Prozessen zahlreiche manuelle  Arbeitsschritte ein. Durch die lückenlose Anbindung der physischen Lagertechnik an das EWM-System lassen sich sämtliche Prozessschritte der Lagerverwaltung in diesem System abwickeln. Zudem bestehen im EWM-System nun deutlich mehr Reporting-Möglichkeiten über alle Prozessschritte hinweg.

Das EWM-Team von Sopra Steria ist nach dem Go-live weiterhin am Standort präsent. Zur Klärung von  Rückfragen und für die Meldung von Störungen wird weiterhin der SAP Solution Manager eingesetzt. Das Tool  unterstützt zudem dauerhaft den Transport einzelner Systemkonfigurationen zwischen Entwicklungs- und  Produktivsystem.

Nach erfolgreichem Abschluss des Einführungsprojektes wird das EWM-System in die bestehende SAP Anwendungsbetreuung  von Sopra Steria überführt. Beide Seiten profitieren bei diesem Schritt von der langjährigen Zusammenarbeit und der tiefen Prozesskenntnis der Berater und Entwickler.

Die besonderen Anforderungen  der Militär-Logistik erfordern IT- und  Hardwarelösungen auf höchstem  Niveau. Im MASC kann ein breites  Materialspektrum nach individuellen  Vorgaben gelagert werden – bei sehr  hoher Reaktionsfähigkeit. Hinsichtlich  Mitarbeiter- Know-how, Technologie- Komplexität und Flexibilität spielt  das MASC in der Logistik-Champions-  League. 

Stephan Moll Head of Transport Customs and Logistics, Military Aircraft Germany

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