Trotz Digitalisierung: Laut Potenzialanalyse von Sopra Steria bremst wachsende Komplexität viele Arbeitsprozesse aus

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In deutschen Unternehmen dauern Freigabezyklen heute deutlich länger als vor fünf Jahren. Dieses Resultat aus der Potenzialanalyse „Ease Unlimited“ von Sopra Steria wirft ein Licht auf die weithin fehlende Synchronisation zwischen digitalem Wandel einerseits und einer entsprechenden Anpassung der Arbeitsorganisation andererseits – ein Versäumnis, das insbesondere in großen Unternehmen als Prozessbremse wirkt und überdies zu einer Mehrbelastung vieler Mitarbeiter führt.

Berufliche Arbeit nach Feierabend und am Wochenende ist ein Indiz für ein ausuferndes Aufgabenpensum aufgrund falscher Weichenstellungen in der Arbeitsorganisation. In der Bundesrepublik ist jede siebte Führungskraft auch nach Büroschluss sowie sonn- und feiertags für die Firma tätig, um unter anderem geschäftliche E-Mails zu beantworten. Wie die Potenzialanalyse „Ease Unlimited“ von Sopra Steria zeigt, klagen fast ebenso viele, nämlich 66 Prozent des Führungspersonals, über deutlich längere Freigabezyklen als im Vergleichsjahr 2010. „In den letzten fünf Jahren haben digitale Technologien die Abläufe vieler Geschäftsbereiche grundlegend verändert.  Die Organisation und Hierarchie hingegen sind in etlichen Unternehmen mehr oder weniger gleichgeblieben“, konstatiert Petra Bollmer, Managerin Human Capital Management Solutions bei Sopra Steria.

Je größer ein Unternehmen, desto komplexer ist meist auch die Arbeitsorganisation. Entsprechend stärker haben sich laut Studie die Freigabezyklen in großen Unternehmen verlängert: Während dies bei nur 52 Prozent der kleineren Firmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern der Fall war, rangiert dieser Wert im Untersegment mit 1.000 bis 5.000 Mitarbeitern bereits bei 62 Prozent – und damit fünf Prozentpunkte über dem Durchschnitt aller Studienteilnehmer. „Langwierige Abstimmungsrunden, bei denen oftmals zu viele Personen involviert sind, zögern wichtige Entscheidungen hinaus, beeinträchtigen die Flexibilität der individuellen Arbeitseinteilung und wirken insgesamt den Zielen der digitalen Transformation entgegen“, so Petra Bollmer.

Wo etwa die Digitalisierung und zunehmende Vernetzung eine höhere Geschwindigkeit in der Produktion sowie eine stärkere Individualisierung und Kundenzentrierung der Produkte ermöglichen, ist auch die Arbeitsorganisation zu überdenken. Die notwendige Reduktion der Komplexität kann vor allem durch eine Demokratisierung der Entscheidungswege erzielt werden: das bedeutet z.B. die Schaffung einer effizienten Governance mit einer verstärkten Delegation von Verantwortung und erweiterten Entscheidungsbefugnissen bei Mitarbeitern in Schlüsselfunktionen. Dies entlastet nicht nur die Führungskräfte, sondern stärkt auch die Mitarbeitermotivation und Innovationskraft im gesamten Unternehmen.

Über die Studie:

Im September und Oktober 2015 ließ Sopra Steria insgesamt 220 Geschäftsführer, Vorstände sowie Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zum Thema Komplexität im Arbeitsleben befragen. An der Studie nahmen Vertreter aus unterschiedlichen Branchen teil – darunter Banken, Versicherungen und sonstige Finanzdienstleister, Energieversorger, Automotive, verarbeitendes Gewerbe, öffentlicher Sektor, Telekommunikation und Medien. Explizit ausgeschlossen waren Beratungsfirmen und Anbieter von IT-Lösungen. Die Erhebung fand in Form einer Online-Panel-Umfrage statt.

Die Studie „Ease Unlimited“ steht hier zum Download zur Verfügung.

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