Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) erarbeiten sich zu wenige Geschäftsimpulse und Erkenntnisse aus Daten. 43 Prozent der Fach- und Führungskräfte machen dafür vorrangig Lücken im fachlichen Verständnis verantwortlich. Oft fehlt es an Ideen, die technischen Möglichkeiten für Analysen, Prognosen und Innovationen nachhaltig zu nutzen, um fachliche Anwendungsfälle zu entwickeln. 31 Prozent geben zudem fehlende technische Expertise für neue Disziplinen wie Advanced Analytics und Künstliche Intelligenz (KI) zu Protokoll. Das sind Ergebnisse der BI- & Analytics-Studie biMA® 2017/18 von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem Business Application Research Center (BARC).
Die Führungsebene der meisten Unternehmen stuft Business Intelligence (BI) und Analytics mittlerweile als geschäftskritisch ein. Der Anspruch, sich als datengetriebene Organisation aufzustellen, ist daher weit verbreitet. Die Wertschöpfung aus Daten bleibt allerdings noch weit hinter den Erwartungen zurück. Derzeit nutzen Unternehmen nur einen Ausschnitt der tatsächlich verfügbaren Daten und diese vor allem nur für Controlling- und Reportingzwecke sowie zur Vertriebssteuerung. Andere Bereiche im Unternehmen fallen dagegen deutlich ab. Nur in rund sechs Prozent der Unternehmen liefert BI und Analytics umfassend Mehrwert durch Information in der Produktgestaltung. Eine datengetriebene Fertigung sowie Forschung und Entwicklung ist ebenfalls Zukunftsmusik.
Das liegt auch an Qualitätsmängeln in der Datenbereitstellung sowie an fachlichen Wissenslücken: Die Mehrheit der Unternehmen erarbeitet sich gerade erst das Know-how, unstrukturierte Daten für ihre Analysezwecke zu nutzen und auf Basis weiterführender Technologien wie Text Mining und Deep Learning neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Folge: Nur jedes vierte befragte Unternehmen erzielt derzeit Wertschöpfung aus Daten, die unter anderem aus Blogs und Social-Media-Plattformen sowie anderen Quellen stammen – beispielsweise in Form von Wettbewerbs- und Marktanalysen sowie durch ein frühzeitiges Reagieren auf Kundenfeedback im Internet.
Möglichkeiten von Sensordatennutzung werden nicht nur in der Industrie erkannt
Ansätze für den praktischen Einsatz von Sensordaten hat rund jedes dritte Unternehmen identifiziert. Die Industrie ist hier am weitesten. Klassische Anwendungen sind die Optimierung der Lagerhaltung sowie bei der vorausschauenden Planung von Wartungsintervallen von Anlagen und Maschinen (Predictive Maintenance). Diese Ansätze ließen sich auch auf andere Branchen wie Banken übertragen. Der Nachfüllbedarf von Geldautomaten beispielsweise lässt sich automatisch übermitteln, und die bestmögliche Route zur Befüllung der Automaten innerhalb eines definierten geografischen Raums wird direkt in das Navigationssystem des Fahrers übertragen. Ähnliche Strategien für die Nutzung von Sensordaten, zum Beispiel der Einsatz der Beacon-Technologie für gezielte Informationen in Filialen oder Behörden, befinden sich bei der Mehrheit der Unternehmen in den Planungsschubladen.
Fortschrittlicher sind die Unternehmen bei der Nutzung von ereignisgesteuerten Daten, wie sie für Sendungsverfolgungen und andere Echtzeit-Statusmeldungen im Online-Handel und in der Logistik schon verwendet werden. Jedes zweite Unternehmen nutzt diese Form von Ereignisdaten zumindest teilweise, um Kunden mehr Service zu bieten und Abläufe zu beschleunigen. In Zukunft werden Konzepte für Streaming- und Echtzeitdatennutzung an Bedeutung gewinnen, beispielsweise beim autonomen Fahren sowie für die automatisierte Erfassung und Auswertung von Videodaten für Behörden zur schnellen Bearbeitung von Verkehrssündervorgängen.
Fachliches Potenzial hinkt weiter hinterher
Die Rückmeldungen der Studienteilnehmer zeigen insgesamt: Es fehlt Unternehmen vor allem an fachlichen Ideen und Kreativität, interne und extern frei verfügbare Daten gewinnbringend zu nutzen. „Zum Zeitpunkt der Erhebung von 2012/13 waren Unternehmen technisch noch nicht in der Lage, die Anforderungen an ein datengetriebenes Unternehmen vollständig abzubilden“, sagt Lars Schlömer, Leiter BI & Analytics bei Sopra Steria. „Das ist heute anders: Die technischen Voraussetzungen stimmen, um komplexe Fragestellungen mit Daten zu beantworten. Entscheidend ist aber, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um fachlich Mehrwerte durch Informationen zu schaffen. Um die technischen Möglichkeiten nachhaltig zu nutzen, ist die Fachlichkeit der entscheidende Erfolgsfaktor – der Motor der Digitalisierung. Die Grundlagen werden bereits in der Strategie gelegt, mit der die Rahmenbedingungen für Organisation und Technik definiert werden. Hier sollten Unternehmen ansetzen, um das fachliche Potential auszuschöpfen.“, so Schlömer.
Über die Studie:
Die Ergebnisse der biMA®-Studie 2017/18 wurde von Sopra Steria mit Hilfe von Fragebögen und Interviews ausgewertet. 314 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen nahmen Mitte 2017 an der Studie teil, die Ergebnisse wurden Anfang 2018 ausgewertet. Die Studie ist die fünfte Auflage und zeigt die bisherige und zukünftige Entwicklung von BI & Analytics in Unternehmen.
Methodische Grundlage der Studien bilden das von Sopra Steria, zusammen mit den Universitäten Duisburg-Essen und St. Gallen unter Mitwirkung der Universität Düsseldorf, entwickelte Reifegradmodell biMM® (Business Intelligence Maturity Model) und die darauf aufbauende Analysemethode biMA® (Business Intelligence Maturity Audit).
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