Bankenstudie: Automatisierung durch Softwareroboter ist im Kommen - Investitionen in Outsourcing schnellen nach oben

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Robotic Process Automation ist das neue Outsourcing. Neun von zehn  Instituten in Deutschland wollen bis 2019 so viele Abläufe wie möglich standardisieren, dass sie im Idealfall von Algorithmen übernommen werden können. Das genügt der Mehrheit der Banken allerdings nicht: Um zusätzlich Kosten zu senken, schnellen parallel die Investitionen  für Outsourcing in die Höhe. 63 Prozent der Institute wollen in den kommenden zwei Jahren neue Aufgaben auslagern, 20 Prozentpunkte mehr als 2014. Das ergibt die Studie Branchenkompass Banking von Sopra Steria.

Ein Softwareroboter bildet die menschlichen Aktivitäten an Bildschirm und Tastatur nach – und zwar ohne, dass Unternehmen dafür komplett neue IT-Lösungen in ihre Infrastruktur einpassen müssen. Auf diese Weise lassen sich bei stark standardisierten Abläufen bis zu 50 Prozent der Kosten eines Mitarbeiters eines Nearshore-Dienstleisters und bis zu 30 Prozent der Kosten eines Offshore-Mitarbeiters in China oder Afrika einsparen, so eine Markteinschätzung von Sopra Steria.

Die Technologie bietet sich beispielsweise bei nachgelagerten Tätigkeiten nach der Kontoeröffnung an oder bei der Bearbeitung von Fehlerlisten bei Nachtläufen im Zahlungsverkehr. Doch die Banken denken bereits weiter: Fortgeschrittene Einsatzfelder sind Compliance-Abteilungen mit komplexen Zuständigkeiten und das Risikomanagement. 87 Prozent der Institute wollen ihre Gesamtbanksteuerung und das Meldewesen an die Bankenaufsicht industrialisieren. Jeder zweite Entscheider sieht zudem Potenzial für eine automatisierte Prüfung von Firmenunterlagen, wenn es um die Bewilligung von Krediten geht – ähnlich wie es die US-Bank JP Morgan Chase bereits praktiziert.

„Bislang ging es bei der Automatisierung von Compliance-Prozessen beispielsweise darum, Daten für Kontrollhandlungen zeitnah bereitzustellen“, sagt Martin Stolberg, Experte für künstliche Intelligenz von Sopra Steria. „Der nächste Schritt ist nun, eine Software ganze Sachverhalte analysieren zu lassen. Hochbezahlte Compliance Officer müssen sich dann nicht mehr mit Arbeiten befassen, die Roboter in Sekunden und fehlerfrei erledigen“, so Stolberg.

Robotic Process Automation (RPA) entwickelt sich damit zur Ergänzung, teilweise sogar zur Alternative, zum Outsourcing. „Bisher gilt Offshoring als Allheilmittel für Kosteneinsparungen bei regelbasierten Arbeitsprozessen. Wenn der Anteil menschlicher Arbeit einer der wichtigsten Kostentreiber ist, wird RPA die Spitze im Kostensenkungsranking übernehmen“, sagt Martin Stolberg.

Trotz der neuen Möglichkeiten durch RPA: Das Auslagern von Prozessen und Tätigkeiten an hochspezialisierte Dienstleister bleibt ein wichtiges Instrument für die Banken, um zusätzlich Kosten zu senken. Und es wird noch wichtiger: Fast jede dritte Bank (29 Prozent) wird zum Beispiel neue Outsourcing-Maßnahmen im Zahlungsverkehr ergreifen – mehr als doppelt so viele wie bei der Befragung 2014. Jedes sechste Geldinstitut plant zudem, Teile des Wertpapiergeschäfts von Spezialisten erledigen zu lassen – ebenfalls Tendenz steigend. Ein Outsourcing von Compliance-Aufgaben steht dagegen nur bei jeder zehnten Bank auf der Agenda. „Immer, wenn Banken wenig standardisierte und strategisch unbedeutende Prozesse auslagern können, wird sich Outsourcing weiterhin lohnen. Geschäftskritische Prozesse wie das Erfüllen von Regulierungsanforderungen werden Banken dagegen nur dosiert aus dem Haus geben“, analysiert Martin Stolberg von Sopra Steria.  

Über die Studie:

Das Meinungsforschungsinstitut forsa befragte im Juli 2016 insgesamt 120 Vorstandsmitglieder und Führungskräfte der bedeutendsten Banken Deutschlands und Österreichs – davon 100 Institute aus der Bundesrepublik und 20 aus Österreich. In den computergestützten Telefoninterviews (CATI) ging es insbesondere um die Einschätzung wichtiger Branchentrends sowie um Investitionsziele der Teilnehmer bis 2019. Durch einen Ergebnisabgleich mit früheren Studien von Sopra Steria liefert der aktuelle Branchenkompass nicht nur ein Bild vom gegenwärtigen Status quo, sondern arbeitet auch zeitliche Entwicklungslinien seit 2002 heraus.

ZUM BRANCHENKOMPASS „Banking 2016“
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