Fragen Sie sich auf Reisen auch: „Warum braucht es beim schalterlosen Bagage-Drop-off immer noch diesen komplizierten Prozess mit dem nicht gerade nachhaltigen Ankleben von Papier, dafür muss es doch einfachere Lösungen geben?“
In einer Welt mit mehr Open Companies gäbe es die wohl auch.
Airlines könnten mit Gepäckherstellern, Tech-Unternehmen, Flughafenbetreibern und Sicherheitsbehörden gemeinsam eine Lösung aus einem Guss entwickeln.
Mit programmierbaren Chips versehene Koffer ließen sich dank Blockchain-Technologie und den Check-in-Daten einer Person eindeutig zuordnen und automatisiert verladen. Passagiere müssen nur noch die Koffer abgeben. Die Folge: weniger Stress
bei den Reisenden und beim Bodenpersonal sowie echte Kundenzentrierung.
Eine solche Lösung verlangt allerdings ein großes Maß an Veränderungsbereitschaft. Sämtliche Player müssen ihr strategisches Denken,
ihre Organisation, ihre Prozesse, ihre IT und ihre Datentöpfe für neue Ansätze und Partner öffnen. Die Rückmeldungen zu unserer Befragung, dem Managementkompass Survey Open Company, zeigen, dass es die Bereitschaft auf Entscheiderebene gibt, auch wenn längst nicht überall. Erstaunlich ist die stark ausgeprägte Skepsis, Daten zu teilen, auch intern.
Open-Company-Gedanke etabliert sich
Dank Cloud Computing, APIfication, Machine Learning und intelligenter Geräte lassen sich auf B2B-Ebene Wertschöpfungsketten öffnen, verlängern und Partner sowie Kunden in die eigenen Innovationszyklen
integrieren. Partner entwickeln jenseits klassischer Kunden-Lieferanten-Beziehungen miteinander statt füreinander Lösungen. Dieser Umbau passiert gerade.
Wenn die großen Telekommunikationsunternehmen in Deutschland beispielsweise gemeinsam eine breite Glasfaserversorgung vorantreiben und ihren Wettbewerb auf andere Schauplätze verlagern, sind das gute Entwicklungen in Richtung einer kooperativen
Wertschöpfung, nachzulesen in unserem Kundenmagazin
Managementkompass Open Company. Auf diesem Niveau sollten
die Akteure nicht stehen bleiben. Künftig wird es noch stärker darum gehen, nicht nur Ökosysteme um das eigene Kernprodukt, sondern auch um Kunden und Werte herum zu schaffen.
Kaum eine Organisation befindet sich heute bereits
im formvollendeten Co-Creator-Modus. Arne Reiter von Sopra Steria Next beschreibt in einem Think-Tank-Beitrag für den Managementkompass, wie sich Unternehmen und Verwaltungen diese Co-Creation Readiness hart erarbeiten müssen. Wer sich für
neue Wertschöpfungsmodelle öffnen will, muss zunächst intern seine Hausaufgaben machen. Dr. Wolfgang Gehring und Nicolas Krischker von Mercedes-Benz zeigen zudem, wie der Konzern auf die Zusammenarbeit mit Communitys setzt und warum
die Strategie ein wichtiger Baustein ist, um die aus ihrer Sicht „most desirable cars“ bauen zu können. Auch Mercedes hat allerdings einen Weg vor sich, um sich von der reinen Herstellerrolle weiter zu lösen.
Ein strategisches Engagement in offenen Communitys fördert die immens wichtige Interoperabilität auf allen Ebenen, nicht nur auf der technischen. Damit die öffentliche Verwaltung beispielsweise stärker mit anderen Behörden, Unternehmen
aus der GovTech-Szene sowie weiteren Partnern zusammenarbeiten kann, müssen Vorschriften in Einklang gebracht, Arbeitsprozesse aufeinander abgestimmt und Kulturen harmonisiert werden. Wenn Start-ups beispielsweise an Ausschreibungen nicht teilnehmen
können, weil sie zu klein sind oder andere Strukturen haben, darf das kein Stoppschild für Innovationen und übergreifende Lösungen sein. Die sich derzeit formierenden Hubs, Valleys, Campus und Konsortien auf dem Gebiet Künstliche
Intelligenz zeigen, wie es gehen kann.
Offenheit ist kein Widerspruch zu Sicherheit und Wettbewerb
Sopra Steria sieht in dem Open-Company-Ansatz und einer kooperativen Wertschöpfung ein enormes Potenzial und ein Modell für die Zukunft. Klar ist: Eine konsequente Öffnung und das Teilen von Daten und Know-how funktionieren nur zusammen mit einem passenden Risikomanagement und einer Security-Strategie. Zudem bedeutet der Ansatz nicht das Ende von Wettbewerb. Das Ringen um die besten Lösungen verschwindet nicht, es wird verlagert.
Ich freue mich auf Ihr Feedback, wie Sie das Potenzial von Offenheit bewerten und womöglich schon angehen. Ich wünsche Ihnen beim Lesen des Managementkompass Open Company wertvolle Impulse dafür.