„Smarte Technologien können helfen, Menschenleben zu schützen“

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Nachgefragt bei Rolf Berzau, Senior Manager Public Sector bei Sopra Steria, zum Thema Public Safety und den Einsatz neuer Technologien.

Rolf, zusammen mit dem Prognos-Institut habt ihr untersucht, wie es in Deutschland um Smart-City-Lösungen bestellt ist. Eines von vier Untersuchungsgebieten ist Public Safety. Was macht den Einsatz von smarten Lösungen hier so wichtig?

Für öffentliche Sicherheit zu sorgen ist ein Feld, auf dem Städte und Regionen gar nicht genug Unterstützung bekommen und nutzen können – technologisch und konventionell. Veränderungen wie der demografische Wandel, das zunehmende Risiko von Extremwetterlagen und Investitionslücken in der Infrastruktur, erschweren diese hoheitliche Aufgabe.

Hinzu kommt, dass Einsätze für Rettungskräfte immer schwieriger werden. Das Unfallrisiko steigt beispielsweise weiter an. Dabei ist es ohnehin im Vergleich zu anderen Berufsgruppen erhöht. Die Unfallquote liegt im Berufsfeld der Feuerwehr mit 45,0 meldepflichtigen Arbeitsunfällen je tausend Vollzeitbeschäftigten erheblich über dem Durchschnittswert von 21,0 in der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Und: Einsatzkräfte können nicht sofort überall sein. Städte und Regionen arbeiten immer daran, die Zeit bis zum Eintreffen zu verkürzen oder sinnvoller zu nutzen. Dafür braucht und gibt es Lösungen.

Das alles zeigt sehr deutlich, dass Einsatzkräfte wie Rettungsdienste und Feuerwehren mehr Unterstützung brauchen können – u.a. auch technologisch. Smart Citys zeichnen sich dadurch aus, dass sie für viele Unterstützungsgebiete Lösungen anbieten, beispielsweise durch Automatisierung von Prozessen oder durch die systematische Einbindung von Freiwilligen in der Bevölkerung.

Und smarte Technologien könnten die Einsatzkräfte dann unterstützen?

Sie sind ein wichtiger Teil. Smarte Technologien können eine große Hilfe sein, indem sie Einsätze erleichtern und damit beitragen, mehr Menschenleben zu schützen. Ein Beispiel sind autonome Roboter. Sie können sich anstelle von Einsatzkräften an gefährliche Orte begeben, so dass diese ihr Leben nicht zusätzlich gefährden müssen. Roboter können zudem helfen, Menschenleben zu retten, indem sie zeitkritische Güter von A nach B transportieren. Das kann sowohl am Boden als auch in der Luft passieren, wie das Projekt Medifly Hamburg zeigt. Hierbei arbeiten Forschende daran, den Transport von Labor- und Gewebeproben zu verbessern und setzen dafür Drohnen ein. Und autonome Robotik ist hier nur eine von vielen smarten Lösungen.

Welche Smart-City-Lösungen im Bereich Public Safety gibt es darüber hinaus?

Warnsysteme, Einsatzleitsysteme, mobile Infrastrukturen sowie Big-Data-Analysen spielen eine große Rolle. Zum Einsatz kommen dabei beispielsweise Sensoren, mobile Netze oder auch Künstliche Intelligenz. Derartige Technologien lassen sich so in die Umgebung integrieren, dass sich aus der Verbindung von Mensch und Maschine neue, optimierte Verfahrensweisen für Feuerwehr und andere Rettungsdienste ergeben.

 

Im Handlungsfeld Public Safety lassen sich smarte Technologien in fünf Bereichen verorten.

Im Handlungsfeld Public Safety lassen sich smarte Technologien in fünf Bereichen verorten.


So lässt sich beispielsweise die sogenannte Hilfsfrist verkürzen – also die Zeit, die vom Informieren der Einsatzkräfte bis zu deren Eintreffen am Notfallort vergeht. Für Rettungsdienste ist das eine wesentliche Zielgröße. Höchstgrenzen für die Hilfsfrist betragen meist nicht mehr als 15 Minuten. Gerade in ländlichen Regionen lassen sich solche Vorgaben jedoch teilweise nur schwer einhalten. An dieser Stelle kann intelligente Technik Abhilfe schaffen. Das zeigt das Fallbeispiel „Telenotarzt“, das wir ebenfalls in unserer Studie behandeln. Es gehört einem von vier Teilprojekten des Großprojektes „LandRettung“ an, der notfallmedizinischen Neuausrichtung des Landkreises Vorpommern-Greifswald.

In diesem Projekt fungieren Telenotärzte (TNA) als virtuelle Begleitung für Notfallsanitäter, wenn es „physische“ Notärzte aufgrund von Staus oder ähnlichen Behinderungen nicht rechtzeitig zum Ort des Notfalls schaffen. Sanitäter erhalten dann von den TNA die nötigen Anweisungen, wodurch die virtuell zugeschalteten Mediziner quasi die kompletten Behandlungen übernehmen oder auch nur die Zeit bis zum physischen Eintreffen ihrer Kollegen überbrücken können. Der Rettungswagen ist dafür mit einer sog. peeq®BOX ausgerüstet. Sie sorgt für die Übertragung der Daten zwischen Sanitäter und Telenotarzt. Dafür nutzt sie verschiedene Mobilfunknetze zur Herstellung einer Echtzeitkommunikation simultan, so dass sich die Technologie auch in Regionen mit schwachem Netz einsetzen lässt.  

Roboter, Drohnen und Telenotärzte benötigen Funknetze. Wie gehen Einsatzkräfte vor, wenn genau diese einmal nicht vorhanden sind?

An Lösungen für solch ein Szenario wird gearbeitet. Ein schwächeres bis fehlendes Mobilfunknetz tritt z.B. häufig in Waldgebieten auf. Damit sich auch dort – wie im Falle eines Waldbrandes – digitale Infrastrukturen mit Mehrwert für das Einsatzteam nutzen lassen, betreibt das Modellprojekt ALADIN Forschung zum Aufbau eines flexiblen, bedarfsgerechten, temporären 5G-Netzes. Statt der üblichen Sendemasten kommen dabei UAVs (unpiloted aerial vehicle) zum Einsatz. Diese bauen am Ort des Geschehens ein Netz für die interne Kommunikation sowie Koordination der Rettungskräfte und die digitale Fernsteuerung der Robotik auf. Über dieses 5G-Netz lässt sich zudem unbemanntes Einsatzgerät fernsteuern und die Absicherung des Einsatzortes vornehmen.

Das Whitepaper zum Download so wie alle weiteren Informationen zur Studie finden Sie hier.

Rolf Berzau

Rolf Berzau ist bei Sopra Steria Experte für den Einsatz neuer digitaler Technologien in der öffentlichen Verwaltung.

 


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